In Nürnberg hat mich das Schicksal zum Russisch-Deutschen Kulturzentrum gebracht, und zwar durch meine Enkel, die viele Kurse des Zentrums besuchen und deren Entwicklung und Erziehung ich viel Zeit widme.
Mein Name ist Anna Kuschilin. Ich wurde in Nordkasachstan geboren.
Dort leitete ich die Pionier und dann die Komsomol–Organisation und schloss die Mittelschule mit Auszeichnung ab. Die Schule hatte mehr als 1.500 Schüler und das Tätigkeitsfeld war damals umfangreich. Meine ganze Freizeit war der öffentlichen Arbeit gewidmet.
Danach war die Fakultät für Fremdsprachen der Universität Omsk und eine Reihe von Umzügen durch die Republiken der ehemaligen UdSSR und der DDR: Dresden, Halle, Leipzig, Kushka, Samarkand, Moskau, Togliatti.
Überall neue Bekanntschaften, neue Freunde, neuer Job und dementsprechend neue Erfahrungen:
Lehrerin in Schulen, Dozentin an Universitäten, Übersetzer–Dolmetscher, Leiter des Außendiensts beim Volkswagen–Händler, Projektleiter zwischen Partnerstädten Togliatti und Wolfsburg, langjähriger freier Mitarbeiter im Rathaus Wolfsburgs, Entwickler von drei deutschen Sozialprogrammen für Togliatti Waisenhäusern und vielem mehr. Und überall blieb ein Stück Herz und Seele, und der Abschied war nicht leicht. Heute kann ich sagen, dass kein einziges Treffen und kein einziger Mensch in meinem Leben zufällig war und die gewonnenen Kommunikations– und Arbeitserfahrungen unbezahlbar sind.
In Nürnberg hat mich das Schicksal zum Russisch–Deutschen Kulturzentrum gebracht, und zwar durch meine Enkel, die viele Kurse des Zentrums besuchen und deren Entwicklung und Erziehung ich viel Zeit widme. Ich vertiefte mich in die Arbeit mit Kindern, für die es aufgrund ihrer Zweisprachigkeit nicht immer leicht ist, den Stoff des schulischen Lehrplans zu verstehen und zu beherrschen. Nicht weil sie dümmer sind als Kinder, die seit ihrer Kindheit Deutsch sprechen, sondern weil sie doppelt belastet sind.
Nicht jeder Erwachsene beherrscht zwei Sprachen, und zwar nicht nur gesprochen, sondern mit korrekter Grammatik und anderen Komponenten. Wie schön ist es, auf dem Flur die Kinderstimmen zu hören, die zum Unterricht rennen und laut in der offenen Tür rufen: „Hallo, Anna! Was machen wir heute –? ,,.
Und wir haben viel zu tun: Wir lernen Aufsätze zu schreiben, Ereignisse zu schildern, Märchen und Fabeln zu erzählen, unsere Erfahrungen mit den Mitschülern zu teilen. Und im Hintergrund, unmerklich, nicht auffallend, aber stetig und konsequent – die DEUTSCHE SPRACHE – das Ziel unseres Kurses. Und wie schön ist es, das Ergebnis dieser Arbeit zu sehen – hervorragende Noten bei den Proben in der Schule. Mit welchem Stolz erzählen die Kinder über ihre Erfolge! Und das ist ein echter Ansporn für andere Kinder, aber auch für mich die Überzeugung, dass ich meine Erfahrung, meine Kräfte und Liebe für die so vertrauensvolle, naive, liebevolle und nette Seelen nicht umsonst gebe.